18.04.1997
Ach, glücklich sind die Mütter winziger, rosiger Babies oder entzückender Kleinkinder, die noch nicht
die verschiedensten Arten, des wie blamiere ich meine Eltern gelernt haben. Aber, macht
Euch keine großen Hoffnungen, wenn Ihr ein gesundes Kind habt, kommt irgendwann der Tag, an
dem es aufsteht und völlig grundlos seine Plastikschippe auf den Kopf eines anderen Kindes drischt...
Wenn Ihr Glück habt, ist dieses Kind älter als Eures, greift in den Sand und befördet eine handvoll in
das Gesicht Eures Sonnenscheinchens
wenn Ihr Pech habt, ist das Kind kleiner als das Eure und eine entsetzte Mutter kommt herbei und
gibt mit Blicken und Kommentaren zu verstehen, daß Ihr in der Erziehung entsetzlich versagt habt...
Nun, keine Panik - es kommt noch viel ärger...
Künftig wird Euer Kind irgendwann noch beginnen, niedliche Marienkäfer zu zertreten, in der Nase
zu bohren und den Fund unverzüglich zu verschlingen (ein "mach das bitte nicht", ist erfolgreicher,
als ein "das ist bah!", dem das Kind heftig wiedersprechen wird...), Nachbars Blumen zu pflücken
und dann wahlweise aufzuessen, zu zertreten oder eine Weile in der Hand zu reiben um sie Euch
dann zu schenken...
Das Kind lernt Schimpfwörter und wird der netten Oma dann so etwas wie "Eierarsch" an den Kopf
werfen.
Und immer werdet Ihr etwas rot und ratlos daneben stehen und die Blicke anderer aushalten...
Überzeugte Pazifisten und bekennende Christen sehen den Nachwuchs plötzlich mit einem
Stock bewaffnet "peng du bist tot" rufend hinter anderen Kindern herjagen und können nun
die endlosen Diskussionen über den Tod beginnen.
Mit einer Dreijährigen sind diese Gespräche relativ nutzlos...
Um später nicht das Bild meiner Tochter auf Fahndungsfotos der Polizei entdecken zu müssen,
habe ich mir viel Mühe gegeben und ohne meiner Tochter Angst einzujagen, erklärt, was es mit
dem Tod auf sich hat. Die Oma, die sie immer sehr mochte, ist letztes Jahr gestorben und ich
machte Michaela klar, das dies doch sehr traurig sei.
Ich brachte meine Tochter dazu, mich damit zu trösten, daß sie ja noch 2 Omis und 3 Opas und
diverse Freunde und Kusinen hätte.
Nein, keine Chance, der Tod ist für sie nichts erschreckendes - und ich erfuhr, daß man das sagen
muß, wenn man mit Stöcken auf jemanden schießt. Sie schien eher überrascht, daß ich das nicht wußte
und erzählte mir nun, daß alle Kinder "peng, du bist tot" rufen. Das ist halt so...
Ach, und ehrlich gesagt wenn ich sehe, wie die Kinder miteinander spielen, dann sind meine Sorgen
wirklich unbegründet. Letzte Woche floh meine Tochter laut lachend vor einem achtjährigen
Jungen, der ihr grausige Dinge androhte, die ihr wiederfahren würden, sobald er sie hätte -
wobei er sich die größte Mühe gab, sie nicht einzuholen.
Gar nicht so einfach, eine kichernde Dreijährige nicht einzufangen...
Eine andere Geschichte habe ich einmal mit meiner Nichte erlebt, die damals etwa 4 Jahre alt war,
und einen fürchterlichen Lärm machte. Eine Oma sagte zu ihr, "daß dieser Lärm sie noch umbringen"
würde, woraufhin meine Nichte ihr erklärte:
"dann tun wir dich in eine Kiste, die nageln wir zu, schmeißen Blumen drauf und verbuddeln sie im
Wald!"
Natürliches Taktgefühl eines Kindes...
Ein weiteres Thema ist das kommende Geschwisterchen.
Oh, es gibt Momente, in denen Michaela meinen Bauch streichelt und küßt, aber die anderen
Momente, in denen sie die Vorfreude auf den kleinen Bruder äußert, überwiegen...
Letzte Woche buddelten sie und ihr kleiner Kumpel eine tiefes Loch in den Sandkasten.
"Mama, da tu ich dann das Baby rein und du findest es nie wieder!"
Sollte ich ihn mal nicht finden, weiß ich ja nun, wo ich suchen muß...
So gerne ich Herbert Grönemeyer habe - Kinder an die Macht ist nicht sein bestes Lied...