09.03.1997
Eine Woche lang standen zwei Palletten Primeln aus dem Supermarkt in unserem Garten,
aber wenn ich aus dem Büro kam, war es entweder schon dunkel, oder regnete. Jetzt am Wochenende
hat es endlich geklappt...
In so einer Reihenhaussiedlung sind Primeln irgendwie ansteckend - man geht ganz harmlos an
den anderen Häusern vorbei und nach 5 Häusern hat man das Gefühl, sofort und unbedingt
Primeln kaufen zu müssen...
Das geht übrigens nicht nur mir so. Als ich Samstag vormittag bei strahlendem Sonnenschein meine
Primeln pflanzte, erfuhr ich, daß es in den meisten Super- und Baumärkten keine Primeln mehr
gab, oder die Dinger einen "Schwarzmarktpreis" von 2,10 DM erreicht hatten.
Nun, ich hatte ja gut lachen - meine 10 Pflänzchen würden den Garten herrlich frühlingshaft wirken
lassen, dachte ich. Mein Vorgarten wurde traumhaft - ich hatte im Herbst eine bunte Mischung Krokusse
im Boden versenkt, (die allesamt gelb blühen) und dazu noch einige (gelbe) Miniosterglöckchen.
Die Schneeglöckchen sind schon wieder verschwunden und die Tulpen noch nicht da -
aber jetzt mit den Primeln ist es wirklich sehr bunt geworden. Stolz betrachtete ich mein Werk,
peppte es noch dezent mit einem großen Terrakottahasen auf und war sekundenlang ganz zufrieden.
Dann sah ich ein "Loch" und die Gier nach noch mehr Primeln war da...
Zum ersten Mal in meinem Leben wählte ich die Nummer eines befreundeten Handys an und
hatte einen Freund und Gärtner an der Strippe. Handys sind in meinen Augen Dinger, die man
nur in höchsten Notfällen benutzt - nun, dies war einer! Mein Bekannter verkündete, daß sie nicht
mehr viele Primeln hätten, da seit 4 Tagen die Kunden in Horden einfallen und Primeln kaufen
würden. "Stell mir den Rest zurück", sagte ich heiser und sprang in unser Auto um mal eben
nach Lechenich zu jagen und die Dinger käuflich zu erwerben. Nun, man hatte dort gerade noch
200 Stück, von denen ich unverzüglich 30 in mein Auto laden ließ. Ausserdem erbeutete ich noch
einige Stiefmütterchen und eine Himmbeerpflanze.
Jetzt, jetzt - sieht der Garten wirklich nach Frühling aus... und ich kann guten Gewissens faul darin
herumliegen und meinen Bauch in die Sonne halten...
Daß Ihr die Sonne ähnlich genießt, kann ich an den dramatisch gefallenen Besucherzahlen sehen.
An normalen Wochentagen schauen ca 200 - 300 Gäste bei mir herein - am Wochenende sinkt die
Zahl ja immer - aber eben habe ich in der Statistik gesehen, daß mir für heute 112 Gäste prognostieziert
werden... Ehrlich gesagt, freut mich das. Ich fühle so eine Art "Seelenverwandtschaft", daß Ihr bei diesem
Wetter auch besseres wißt, als zu "Internetten"...
Zu dem "Literaturfilm" kann ich Euch auch noch etwas erzählen...
Ich bin diesem Thema gegenüber etwa so aufgeschlossen, wie Catweazle dem "Elektriktick" und
freu mich drauf, wie auf eine Pockenimpfung.
Ich hatte eine recht anstrengende Nacht hinter mir, da mein Töchterchen fieberte und erst mehrfach
nach mir rief und dann beschloss, ganz zu uns zu kommen. Natürlich möglichst nah zu Mami...
Mit Töchterlein, Bauch und mir war es ganz schön eng und ich kann so schlecht schlafen,
wenn Michaela mir ihren Schnuller ins Auge drückt. Nun, morgens kam ich dann etwas müde ins
Bad und fand dort eine Vorlage, die uns "dieser Journalist" hiergelassen hatte.
Dadurch wissen wir noch genauer, was uns droht. Diese Rubrik hier nennt er begeistert "Banalität in Echtzeit"
und mich stellt er mit dem Satz "Carola E. ist Hausfrau und Mutter" vor. Nun, das ist doch das, was
jede Frau von sich in aller Welt verbreitet haben möchte, oder? Vielleicht hätte ich vor dem ersten
Kind doch noch versuchen sollen den einen oder anderen Nobelpreis zu bekommen... Den ganzen Tag
über erfreute ich meine Mitmenschen mit kurzen Sätzen in der Art von "Kathrin ist blond und Sekretärin"...
Abends tippte ich ihm eine kurze Mail, daß er diesen Satz einfach entfernen soll. Carola E. ist Hausfrau
und Mutter... Ha! Das ist wie "Marilyn Monroe war Amerikanerin." als allumfassende Aussage... :-)
"Banalität in Echtzeit" kann mich hingegen nicht erschüttern...
Ich räche mich auf meine Art... gleich baue ich mein Inhaltsverzeichnis ein und mache damit ganz deutlich,
daß das hier kein Tagebuch ist. Keine Ahnung, was es ist, aber es ist