Die Grippe des Göttergatten ist Vergangenheit, auch Michaela ist wieder fit, nur Oliver hustet
entschieden weiter. Witzig waren die Reaktionen auf meinen erkrankten Mann. Eine Nachbarin meinte
inbrünstig Du Ärmste, worauf wir beide laut kichern mußten. Ich denke, Mütter
unter sich haben ein breites Wissen und Verständnis füreinander...
Andererseits war es wieder einmal eine nette Gelegenheit, meine Zuneigung zu beweisen und ihm zu zeigen,
wie sehr er auf mich rechnen kann. Nach drei Tagen, die ich mit der intensiven Pflege meiner schniefenden,
niesenden Familie verbracht hatte, sagte ich ihm, daß er wirklich in guten und in schlechten Tagen
auf mich rechnen könnte. Sollte er Sterbehilfe wünschen, könnte er sich jederzeit vertrauensvoll
an mich wenden.
Aber Männer, besonders jenen, die man geheiratet hat, kann man es ja nie recht machen - er fand
das herzlos. Auch meine Auslegung seiner früheren, romantischen Worte, er könne nie genug
von mir bekommen, kam nicht ganz hin. Dabei habe ich doch extra für ihn so dermassen an Gewicht
zugelegt... (ist das nicht eine ganz hervorragende Ausrede???)
Den letzten Tag, den der tapferste und verschnupfteste aller Ehemänner daheim verbrachte, nutzte ich
jedenfalls dazu, mit Michaela erstmals ins Kino zu gehen. Eigentlich wollte ich warten, bis eine
Verfilmung einer der Bücher käme, die wir ihr vorlesen, aber mittlerweile wurde sie schon
ungeduldig.
Morgens hatte ich in der Zeitung dann entdeckt, daß im Metropolis "Lotta zieht um" lief. Soweit
ich mich erinnere ein Buch von Astrid Lindgren. Was die Frau geschrieben hat und die von ihr
authorisierten Verfilmungen sind einfach nur schön und so erklärte ich den Tag zum Kinotag.
Felix blieb mit Oliver daheim und ich holte meine Grosse vom Kindergarten ab. Bei diesen Gelegenheiten
wird mir immer ganz seltsam zumute. Ich weiß noch, wie ich die Seiten ihres Kinderalbums zählte.
Nach meiner Methode, jeden Monat eine Seite mit Fotos zu füllen, würde sie in dem Album 5 Jahre alt
werden. Das erschien so weit weg - und nun sind bereits zwei Seiten des dritten Albums beklebt. Oft koche ich
uns einen Kakao und dann setzen wir uns an den Tisch und blättern zurück. Sie findet das faszinierend
und lässt nie zu, daß die Reise abgebrochen sind, bevor wir bei dem ersten Ultraschallbild
angekommen sind, über dem der Satz anhand dieses Bildes konnte uns der Arzt sagen, daß wir einen
Jungen bekommen steht. Tja, nichts ist so gekommen, wie ich das in dem Moment, als ich die
Aufnahme einklebte, gedacht und erwartet hatte.
Wobei ich sagen muß, daß ich mir auch immer eher ein Mädchen gewünscht hatte.
Nun waren wir also unterwegs ins Kino, was sie auch treuherzig in der Bahn erzählte. Mit sicherem
Geschmack hatte sie sich einen jungen Mann zum Gesprächspartner erkoren, von dem ich vor 10 -
15 Jahren vermutlich wochenlang geschwärmt hätte.
Im Kino waren wir dann ganz alleine, was auch gut so war, denn Michaela redete fast ununterbrochen.
Zumindest, als das Popcorn und ihr Apfelsaft alle war. Der Film ist schon herrlich alt, aber wie bei
allen Lindgren-Büchern kein wenig veraltet. Michaela fragte nur öfters, ob es denn regnete,
weil so viele Streifen über den alten Film huschten. Lotta und ihr Schweineteddy sind seit dem
Kinobesuch eines ihrer Lieblingsthemen. Und Urmel - denn den lesen wir gerade. Derzeit müssen
wir um sein Leben fürchten, weil König Futsch ihn doch tot oder lebendig fangen möchte.
Aber ich habe Michaela schon beruhigen können, da es ja noch so viele Urmel-bücher gibt,
kann König Futsch ihn ja gar nicht erschiessen.
Aber Urmel, Wutz, Habakuk Tibatong, Tim Tintenklecks, Ping Pinguin, der traurige See
lefant, Wawa und Schusch sind die Schuldigen, wenn es um meine Schreibfaulheit geht, die mir
via Mail des öfteren vorgeworfen wird.
Und Puh - der wahre Schuldige ist wohl Puh und ich fürchte, er wird in Kürze von Klopfer
abgelöst. Die beiden muß ich nämlich stricken. Puh ist fast fertig und Klopfer kommt
auf Olivers Pulli, wird also nicht so lange dauern...
Zum Trost 2 Karnevalsbilder: