Leise tröpfelt der Regen und laut niest die Hausfrau...
Vorhin war Oliver zu niedlich. Sein Vater liegt derzeit mit einer ärztlich attestierten Virus-Grippe
im Bett und möchte eigentlich nichts, als Tee und seine Ruhe. Bei der letzten Teelieferung
kullerte Oliver laut kichernd auf dem Bett herum. Mein Mutterherz schmolz dahin und ich meinte zu
Felix Stell dir nur vor, wir hätten uns nicht zu einem zweiten Kind entschlossen!.
Ja? röchelte Felix und wich den strampelnden Füssen seines Sohnes aus. Was für ein
traumhafter Gedanke!
Diesmal hat es ihn wirklich erwischt, wobei Karnevalshasser durchaus Recht bekommen
könnten, die unmittelbare Zusammenhänge zwischen Karnevalszügen und der komplett erkälteten Familie sehen.
Es gibt tatsächlich im Leben von Eltern Zeiten, wo man Kinder (noch sehnlicher als sonst...)
gelegentlich auf den Mond wünscht. Grippezeiten gehören dazu. Ein erkältetes Kind zu
pflegen und zu verwöhnen ist nicht das Problem. Dabei stecke ich jede Werbemami locker in die
Tasche. Auch vergrippte Ehemänner stellen kein Problem dar. Das Problem dabei sind viel mehr
die eigenen Abwehrkräfte. So niese ich, gelegentlich vorwurfsvoll und hoffe sehnlichst, daß ich
derzeit auf dem Weg der Besserung bin und dies nicht erst der Beginn meiner Grippe ist.
Als schlechtes Zeichen könnte man aber durchaus werten, daß ich derzeit keine Lust auf meinen
Diätmampf habe. Nicht nur nicht auf den Diätkram, sondern auch nichts anderes - keine Lust zu
Diäten, ist vermutlich eher ein Zeichen von Intelligenz :-)
Die Anfrage der Brigitte-Redaktion, wogegen der meiner Meinung nach übermässig häufig eingesetzte
Sellerie ersetzt werden sollte, habe ich sehr freundlich mit Schokoladenkekse beantwortet. Merkt
Euch das gut - Generationen von diätenden Frauen werden es später mir verdanken, wenn
gelegentlich ein Schokokeks auf dem Speiseplan steht (und dafür der Sellerie fehlt).
Ich hasse es wirklich, wenn ich krank bin. Selten fühlt man sich so hilflos, als wenn man auf
dem Sofa liegt, und hofft, daß die Kinder möglichst zufrieden, möglichst lange und
möglichst leise die Wohnung verwüsten. Man kann alles neu anstreichen und renovieren - was
soll es? Hauptsache, man kann ein wenig liegen, ohne daß die Kinder herumnörgeln oder sich
bei ihrem Verwüstungswerk verletzen.
Traumhafte Zeiten müssen das gewesen sein, als es noch Großfamilien gab und die Kinder sich
zur Tante oder Oma verkrümelten, wenn Mama mal ausfiel.
Ja, ich gebe es zu, sobald ich wieder gesund bin, weiß ich es zu schätzen, daß meine Mutter
ihren eigenen Haushalt nicht in unmittelbarer Nähe hat (ein Satz für den ich enterbt werden könnte...)
Derzeit habe ich Glück: meine Gelenke tun zwar so, als gehörten sie nicht zusammen und geben
mir einen Vorgeschmack auf Rheuma. Mein Niesen weckt Felix gelegentlich aus dem Schlaf und meine Lippen
schreien nach Labello - aber ich habe keine Kopfschmerzen und nicht dieses dringende Bedürfnis nach
Schlaf. DAS ist nämlich dann gemein. Gerade, wenn man leise auf dem Sofa eindöst, tun die Kinder
nämlich irgendetwas ganz harmloses, was vergrippte Mütter dann aber aus der Haut fahren lässt.
Und natürlich haben Kinder dieses boshaft selektive Gedächtnis, und werden die nächsten
40 Jahre darunter leiden, daß sie damals von ihrer Mutter zusammengebrüllt wurden, nur weil sie
einen hässlichen Weihnachtsstern umgetopft haben. (Vorzugsweise in den Sessel...)
Mütter sind immer schuld...
Ich kann schon in der Ferne hören, mit was für Vorwürfen ich in der Pubertät meiner Kinder
konfrontiert werde. Sätze, die mit nie oder immer beginnen... Oder wie sie
mit Gleichaltrigen ihre schauderhaften Kindheitserlebnisse austauschen.
Meine Mutter lag immer auf dem Sofa herum, hatte nie Zeit und ich weiß noch, wie
sie mich einmal zusammengebrüllt hat, als ein Krümelchen Erde auf einen Sessel fiel...
Wetten?!
So kommt zu Kopfschmerz und Schlafbedürfnis noch das schlechte Gewissen, den Kindern gegenüber...
Nur eine gesunde Mutter ist eine gute Mutter...
Oliver hat zum Beispiel so eine Marotte, mit seinem Kopf zuzuschlagen. Das ist tückisch, denn
man denkt, daß er angeschmust kommt. Statt dessen haut er ungewarnten Mitmenschen plötzlich
kräftig die Stirn auf die Nase. Wenn wir ihm einen Wunsch nicht erfüllen, trommelt er seine
Stirn wütend auf den Boden und mehr, als ihn schnell auf den Teppich zu setzen, kann man eigentlich nicht
tun. Seine Leidenschaft, mit der Flasche im Mund herumzurennen, erspart ihm so manche Beule,
da er dann nur mit der Flasche auf dem Boden herumtrommelt.
Nein, erzählt mir jetzt nicht, daß irgendwo in meinen Tips steht, daß Kinder mit
12 Monaten aus dem Becher trinken können und keine Flaschen mehr brauchen - ich weiß das,
aber Oliver will es nicht glauben
Manchmal, wenn ich schmerzhaft zusammenzucke, wenn er dies tut, grüble ich schon, woher ich das
so genau weiß. Ich meine, es ist nicht die Ahnung, daß es schmerzt, sondern klares, reines
Wissen - irgendwo fühle ich den Schmerz sogar. Ich sollte einmal meine Schwestern befragen.
Wobei ich es doch sicher das eine oder andere Mal zu hören bekommen hätte, wenn ich diesen
Tick auch gehabt hätte.
Meine Schwestern haben es immer sehr genossen, wenn sie drollige
Geschichten erzählten (besonders gerne, wenn Freunde zu Besuch waren ganz besonders gerne bei
männlichen Wesen!) in denen dann Sätze vorkamen wie
und dann nahm sie ihre Windel und...
Ich weiß schon, was mir nächste Woche blüht. Also, der krankgeschriebene Göttergatte
wird sich langsam erholen und dann wieder arbeiten gehen. Dort wird er schwer vermisst und so stehen
vermutlich Überstunden ins Haus. Auf der anderen Seite wartet meine Grippe nur darauf, nächste
Woche auszubrechen und ich werde dann mit dem Satz
bist du sicher, daß es nicht irgendwie geht?!
konfrontiert denken, daß es mir ja gar nicht soooo schlecht geht und ich unmöglich verlangen
kann, daß meine Grippe auch zu Bettruhe führt.
Männer haben es einfach besser...