30.07.98
oder wie man einen Einjährigen bändigt...
Oliver ist wach und ruft "braaawaaawaa brawa?". Freundlich sabbelnd steht er im Schlafsack
im Gitterbettchen - rund um das Gitterbettchen herrscht Leere - seine gesamte Grabschreichweite
zeugt von allumfassendem "Nichts".
Ein gutgelaunter Zweikampf und schon hat er eine frische Windel am Hintern und steckt
in einem Pulli und Hose - wozu ich ihm noch die Strümpfe anziehe, weiß ich nicht recht.
Vermutlich tut man das einfach so. Gute Mütter ziehen ihren Babies Strümpfe an -
gaaanz oft... Er mag Strümpfe - er liebt es allmorgendlich einen
neuen "Strümpfeausziehrekord" aufzustellen und anschliessend eine Weile triumphierend
mit den Dingern zu wedeln, bevor er den einen davon unwiederbringlich verschwinden
läßt. Vermutlich finden wir irgendwann ein geheimes Sockenlager mit ca 500 kleinen
Strümpfen...
Nach seinem Frühstück grinse ich meinen Sohn gehässig an und ziehe den Esstisch ganz weit von der Eckbank
weg. Ätsch! Danach stehe ich besten Gewissens in der Küche, räume den Frühstückskram in
die Spüle, träller fröhlich vor mich hin, bis mir die Stille auffällt.
Raus aus der Küche - und *kreisch* Oliver sitzt auf dem Esstisch und schwenkt die
Zuckerdose. Wie??? Wie ist er auf den Tisch gekommen? Ich dachte, wenn der Tisch gemütlich
mitten im Raum steht, kann er nur alle Kissen von der Eckbank werfen und mit seiner
Wasserfalsche Tropfflecken auf den Boden drücken.
Ah! Ich habe vergessen, den Hocker in den Laufstall zu stellen und den hat er sich natürlich
flugs zum Tisch geschoben. Ich knirsche mich einmal durch den Zucker zum Staubsauger
und schon glänzt der Boden wieder. Halt nein, er glänzt nicht - er bedarf überhaupt
der Reinigung, aber das ist nicht Oliver alleine schuld.
Mit einem Rosinenbrötchen kette ich Oliver in seinen Kinderstuhl und wische den ganzen
Boden spiegelblank, während Oliver geschickt die Rosinen aus dem Brötchen puhlt.
Wo kann man für 1,- DM schon noch so viel Spaß haben?
Schnell habe ich das Restbrötchen entsorgt und einen Kaffee für mich aufgesetzt.
Jetzt steht noch eine Runde Staubsaugen bei Michaela an. Was mache ich? Oliver mitnehmen,
damit ich ihn alle 10 Sekunden vom Hochbett pflücke, damit er nicht auf den Schrank
daneben klettert? Ach was, ich lasse ihn kurz alleine, nachdem ich mich versichert habe,
daß die Küchentür verriegelt ist. Eine Weile ertönt die Nachricht meiner Freundin,
daß sie heute nach der Arbeit vorbei kommt. Ich liebe den Anrufbeantworter...
Hallo - ich wollte nur sagen, daß ich direkt von der Zweigstelle...
Ich freue mich, und werde es nach ca 500 Mal hören auch ganz sicher nicht mehr vergessen.
Die Wohnzimmertür ist auch fest verschlossen und unter der ersten Treppenstufe hängt
nun ein Gitter, so daß Oliver sich nicht mehr unter der Stufe in den Keller stürzen kann.
Michaelas Zimmer ist nicht sooo einfach zu saugen, da sie eine schöne große Landschaft
für ihre Spielzeugfreunde gebaut hat, aber ich schaffe es. Hin und wieder lausche ich -
ja, meine Freundin kommt heute nachmittag...
Dann eben noch eine Runde durch die Gästezimmer - ganz schön leer hier, seit Manuela
und Familie wieder abgereist sind... den Staubsauger weggeräumt, die Treppe
voll Vorfreude auf den wohlverdienten Kaffee heruntergestiegen und dann einen
halben Schreikrampf bekommen, denn Oliver hat die Schokolade gefunden, die mir zum
Abschied geschenkt wurde. Trüffelkugeln - sie müssen köstlich gewesen sein - förmlich
zum Hereinlegen und drin Herumwälzen... Oliver strahlt mich mit Schokoverschmiertem
Mund an und streckt mir seine klebrigen Hände entgegen. Was für ein herrlicher Vormittag,
muß er denken und nun möchte er noch ein wenig mit mir schmusen.
Merke - Baby umdrehen - Rücken zur Mami und hochnehmen... Ein schmusiges Baby nicht
hochzunehmen ist gar nicht möglich... Ausserdem - im Nacken klebt noch ein relativ
unversehrter Trüffel :-))
Ich trinke meinen Kaffee, nachdem Oliver eine Grundreinigung geduldet hat und nun gerade
die Besteckschublade ausräumt. Noch hat er den Kühlschrank nicht entdeckt, der genau wie
die Schublade wegen Michaela unten und ungesichert ist.
Ok, ich hole den Eimer wieder, fülle ihn mit meiner Lieblings Wasser-Froschmischung und folge
der Schokolade, während Oliver begonnen hat, das Besteck die Treppe hinunter zu werfen.
Ich verbiete es ihm, also verkrümelt er sich schmollend mit seiner Flasche auf die
Fensterbank, was mir auch nicht gefällt.
Wir Mütter sind ja nie zufrieden...
Ich pflücke ihn von der Fensterbank, hole den Hocker aus dem Laufställchen und
setze Oliver hinein. So! 10 Minuten Babyknast ohne Bewährung! Denn ich muß jetzt einfach
mal eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine stopfen.
Tja, man weiß ja nie, was aus den Kindern mal wird und kann eigentlich nur hoffen,
daß man nicht so einen kleinen Kotzbrocken auf die Welt bringt, wie diesen "Mehmet".
Sonst kann man dann eigentlich nur darauf hoffen, daß man deutsch ist - durch und
durch und in den letzten 20 Generationen reindeutsch, denn unsere Regierung hat ein
neues, geniales Allroundprogramm gegen die Jugendkriminalität, Wohnungsnot und
Arbeitslosigkeit in einem gefunden.
Wer so einen kleinen Extremstraftäter am Hals hat, wird ausgewiesen und schon steht
wieder Wohnraum und im besten Fall 2 freie Arbeitsplätze zur Verfügung.
Allein in München könnte man auf die Art gleich 57 Wohnungen räumen. Nur schade an dem
Konzept, daß nicht alle jugendlichen Extremstraftäter "Ausländer" sind, auch wenn
durch den Medienspektakel um Mehmet der Eindruck vermittelt wurde. Aber, wie gesagt,
wie schnell kann man so ein Gesetz ein wenig abändern und schon verhilft der polnische
Großonkel zu gaaaaanz neuen Perspektiven...
Ja, wir gehen entschieden vor gegen die Kriminalität - was mit dem Sondermüll so prima
klappt, läßt sich sicher auch auf unsere Kriminellen anwenden. Wie wäre es, wenn man
zu dem guten alten Prinzip zurückkommen würde, sich Resozialisierungsinseln zu suchen?
Diese Methode hat sich in der Vergangenheit doch bewährt - schaut Euch die Australier
an, alle einwandfrei resozialisiert, - naja, fast alle...