29.08.1997
Da, sie tut es schon wieder!
Die Zeit hat nichts besseres zu tun, als immer dann zu rasen, wenn man nicht damit rechnet.
Wartet man sehnsüchtig auf etwas, schleicht sie vor sich hin und kaum schaut man weg, läuft sie sicherlich rückwärts.
Aber wenn man gerade gar nichts Übles oder Schönes erwartet, dann rast sie und bringt einen völlig aus der Fassung.
Was geschehen ist?
Erinnert Ihr Euch noch an das Baby? Den Neugeborenen - den, der gar nicht auf die Welt kommen wollte und uns hier noch
2 Wochen warten ließ? Nun, betrachtet die Überschrift und überlegt, was er wohl seit vorgestern hat...
Felix hat ihn entdeckt - irgendwo mitten in seinem schiefen kleinen Grinsen steht jetzt ein kleines Zähnchen.
Wenn ich nicht höllisch aufpasse, wird er morgen eingeschult...
Ja, gut, ich übertreibe - bis dahin habe ich noch Zeit (wenn auch nicht viel...)
Andererseits, gerade im Moment müßte die Zeit mal wieder vor sich her schnecken, denn wir erwarten Besuch. Was macht jemand
wie ich mit einem neuen Medium, wie dem Internet?
Sich kulturell bilden?
Sich umfassend informieren?
schnell und günstig kommunizieren?
Nö... Blümchen streuen und Leute kennenlernen...
Aber den Leut, der heute kommt,
den kenne ich schon.
Nur die Art, ihn kennenzulernen war ungewöhnlich.
Da ich ein ziemliches Gewohnheitstier bin, klappere ich eigentlich täglich die gleichen Seiten ab - darunter auch das
WebHitsForum. Eigentlich sollen dort
Sachfragen zum Counter geklärt werden - oder neuerdings auch zu den
Gästebüchern,
aber vor der großen Forenschwemme wurde es schon des
öfteren zweckentfremdet genutzt.
Nun, eines Tages fand ich dort ein Posting - von mir.
Ich klickte drauf und fand zu meiner Überraschung einen wenig netten Kommentar auf ein Posting von
Christoph, der die
Hafenkrankenhausseite
betreut. Jemand schrieb dort in meinem Namen - aber nicht in meinem Sinne... - daß
Christophs Postings an Langeweile nicht
zu schlagen sei. Ich setzte eine kurze Antwort darunter, nämlich, daß natürlich kein Mensch glauben würde, daß ich so eine
Unfreundlichkeit je posten würde.
Nachdem ich die Reload Taste gedrückt hatte, sah ich daß doch jemand auf das falsche Posting hereingefallen war -
nämlich Christoph vom
Hafenkrankenhaus.
Höflich aber deutlich formuliert, wurden ich und die Hausfrauenseite von ihm in den Boden gestampft.
Irgendwie mußte ich bei dem Gedanken, wie er wohl gucken würde, wenn er mein Posting fände, lachen. Ich war ehrlich gesagt
nicht eine Sekunde lang sauer, sondern eher amüsiert.
Es kam tatsächlich so - die nächsten Tage verbrachte Christoph
damit, sich bei mir zu entschuldigen und biestig, wie ich manchmal
sein kann, schmollte ich noch ein wenig. Wirklich lustig fand ich, als er
sich mit der Formulierung "die Hausfrauenseiten seien
eine wahre Perle im deutschen
Internet" aus der Schlinge winden wollte. Diese Perle
bekommt er noch heute zu hören...
Die Hafenkrankenhausseiten gehörten für mich zu einer
dieser Seiten, die einem ein schlechtes Gewissen machen, da man sich
nicht für sie interessiert. Man hat das Gefühl, man sollte sich dafür interessieren, aber ehrlich gesagt, langweilt einen das Thema
dann doch irgendwo. Ich meine - was habe ich hier in Köln schon groß
mit der Schliessung eines
Krankenhauses in Hamburg zu tun.
Man hört diesem Satz schon auf Meilen an, daß ich ein politisch minderorientiertes, dummes Hausfrauchen bin. Deshalb würde ich
ihn nie von mir geben und deshalb tue ich so, als würde mich die Krankenhausschliessung
brennend interessieren...
Mittlerweile ist die Seite aber tatsächlich ganz interessant geworden - Christoph
gibt endlich mal was von sich selbst preis.
(mich eher für ihn, als für ein Krankenhaus zu interessieren, dürfte den schlechten Eindruck, den ich hier mache, zementieren...)
Er hat nämlich eine Art
Tagebuchzu schreiben begonnen.
Tagebücher im Internet sind ja der Renner. Ich finde die
Idee irgendwo peinlich... daher verpasse ich meinen Einträgen hier Überschriften und verkaufe sie Euch als eigenständige
Geschichtchen.
Nun, wie ging es also weiter?
Hin und wieder - ok, relativ häufig - findet man mich im WebHitsChat (übrigens unter dem originellen Pseudo Carola)
und genau dort tauchte Christoph dann einige Male auf, rief laut Carola und stürzte umgehend wieder ab. Irgendwann
gelang es ihm dann doch, etwas länger im
Chat zu verweilen
und um Gnade zu winseln. Da ich mich lieber mit den anderen
unterhalten wollte, verzieh ich ihm großzügig, was
ihn
dazu brachte, mich zum Kaffee einzuladen. Nein, nicht nach Hamburg...
Er mußte eh nach Köln
und wollte dann irgendwo in Köln einen
Kaffee mit mir trinken.
Mir war die Vorstellung einen dieser politisch engagierten Fanatiker
persönlich kennenzulernen nicht sooooo angenehm, aber
ich wollte nicht unfreundlich sein und stimmte zu. Da ich aber mittlerweile schon sehr
schwanger war, schlug ich
ihm vor,
bei uns vorbeizukommen.
Er erwähnte, daß einen Kommilitonen in Köln
besuchen wollte und Felix bot ihm daraufhin unser Gästezimmer
an. Felix hat
einige Kommilitonen, bei denen man nicht unbedingt bequem übernachten könnte...
Einige Tage vor Christophs Besuch, achtete ich darauf, nicht
nur das Panorama und
Quer durch Köln
aus dem Stadtanzeiger
zu lesen, sondern wirklich auch den ganzen Wirtschafts-
und Politikteil. Ich erwartete vermutlich so
eine Art "Wissensquiz"
und wollte nicht zu schlecht abschneiden.
Nun, der Tag kam und mit ihm der wohl schmutzigste Trabi
, den ich je gesehen habe - und da ich zu DDR-Zeiten oft
drüben war, habe ich einige Trabis gesehen...
Aus dem Auto stiegen ein junger
Mann und ein Baum.
Tja, der Beginn einer chaotischen Freundschaft - und der Anlaß für einen
der ganz wenigen, doch eher Tagebuch ähnlichen
Einträge hier :-)
Aber ich wollte einfach mal sehen, wie das ist, mal über einen anderen Internetbewohner zu berichten :-)