28.05.1997
Ihr könnte es Euch natürlich denken - wenn ich noch gemütlich hier sitze und Euch am Hausfrauenalltag
teilhaben lasse, bedeutet das, daß Baby noch keinerlei Verlangen spürt, den mütterlichen Bauchbereich
zu verlassen.
Da ich da Kind nun doch gerne kennenlernen möchte, wende ich alle bekannten Tricks an.
Ich habe bereits sehr heiß gebadet und einen Putzanfall vorgetäuscht - am Wochenende teilte ich
dem Baby mehrfach mit, daß Vollmond ist und Dienstag erzählte ich ihm, daß statistisch gesehen,
die meisten Babies Dienstags kommen.
Der Vollmond hat alles mögliche bewirkt, aber mein Baby nicht im geringsten beeindrucken können
und auch vor Statistiken hat es scheinbar sehr wenig Respekt.
Irgendwo bin ich auch durchaus dankbar, daß es noch nicht gekommen ist, denn gerade eben hatte
der beste, aber wohl nicht mutigste aller Göttergatten einen Zahnarzttermin.
Männer und Zahnärzte... - ein Thema für sich
Nun hat er eine schöne, große Plombe und während der Geburt dann hoffentlich keine Zahnschmerzen,
aber dummer Weise auch die Aussicht auf einen Termin bei einem Kieferchirurgen, der sich demnächst
einiger höchst überflüssiger Weisheitszähne annehmen wird.
"Nun genieß doch die Zeit einfach", wird mir geraten, aber das ist aus vielerlei Gründen nicht sooo einfach.
Eines morgens zum Beispiel betrat Felix das Schlafzimmer, um mir mit einer Tasse Kaffee den Start
in den Tag zu versüßen und bemerkte äußerst charmant "Hey, was hast du für lustige rote Streifen
am Bauch? Das sieht aus, als sei da ein Huhn drübergelaufen!" Hätte er nicht eine wundervolle Tasse
der genau richtigen Kaffeemixtur bei sich getragen, hätte ich ihm vermutlich sämtliche Kissen und das
Bett an den Kopf geworfen, aber so trottete ich später nur verschlafen zum Spiegel - ja, richtig - toll!
Ganz neue, noch bessere Schwangerschaftsstreifen - Meilensteine auf dem Weg zum Mutterglück..
Nun, ich war noch nie der Typ, der auf bauchfrei und Bikinis stand - und Felix werde ich die erneute
Erwähnung irgendwelcher Hühnerspuren auf meinem Bauch schon ausreden können. Frauen, die
täuschend echt das Geräusch eines Zahnarztbohrers imitieren können, haben ihre Männer quasi in
der Hand...
Eine weiterer Punkt, der eine baldige Geburt wünschenswert macht, sind die horrenden Kosten dieser
"Vorgeburtsphase". Mit den Worten "wer weiß, wann wir mal wieder dazu kommen", geben wir ein Vermögen
für unseren Babysitter und dadurch ermöglichtes, abendliches Ausgehen aus. Früher reichten uns ein oder
zwei Abende die Woche - mittlerweile unternehmen wir fast täglich - ähm, abendlich - etwa anderes.
Samstag habe ich mir die Springmäuse in Gummersbach gegönnt. Falls jemand dort war und eine
kugelige Schwangere mit begrenzten Blasenvolumen bemerkte, die öfters mal den Saal verließ - das war ich...
Während der ganzen Vorstellung hatte ich allerdings die unangenehme Vorstellung, es könnte mit der
Geburt losgehen, was ernsthafte logistische Probleme aufgeworfen hätte. Ich war nämlich mit meiner
Schwester dort, die während der Geburt Michaela hüten soll - wie hätten wir mich von dort ins Krankenhaus -
und Michaela aus Köln zu ihr gebracht???
Ich versuchte nicht so heftig zu lachen - aber das kann man angesichts der Springmäuse eigentlich
gleich aufgeben - die sind schlicht sehr sehr gut!
Zuletzt muß ich noch sagen - ich habe einfach keine Lust mehr, schwanger zu sein. Dicke Füße,
Sodbrennen und Kreuzschmerzen mögen ja noch angehen, aber dieses ständige "Öffentlichkeitsgefühl".
Schwangere fallen einfach auf - besonders in diesem Stadium. Wildfremde Menschen grinsen mich
an, was mich völlig verunsichert und grübeln läßt, ob ich sie kenne und wenn ja woher.
Gestern waren wir schwimmen und unter der Dusche war ich die Attraktion überhaupt. Ich hatte meinen
Badeanzug schon anbehalten, aber da der Stoff sich über meinen Bauch glatt legte, konnte die
nette Schulklasse, die sich nach und nach in den Duschen mir gegenüber versammelte, sehr gut
verfolgen, daß das Baby wach war und für die Olympiade trainierte. Eine Weile lang bemerkte ich
die Mädels erfolgreich nicht, aber die Einwirkungszeit der Haarkur war lang, das Baby sehr wach und
die Kinder irgendwann mutig genug für Fragen.
Nun, das kannte ich noch aus der Zeit, als Michaela unterwegs war. Da hatte ebenfalls in einem
Schwimmbad ein Knirps seine Mami gefragt, weshalb ich soooo dick sei und die Mami sagte,
was mich wirklich ärgerte, daß so etwas halt passiere, wenn man zu viel essen würde.
"Ich habe nicht zu viel gegessen", sagte ich honigsüß, "ich hatte Sex mit meinem Mann und nun habe
ich ein Baby im Bauch!"
Manchmal bin selbst ich etwas rachsüchtig - ich wette die Mami hatte danach einiges zu erklären...
Michaela fragte mich einmal, wie das Baby in meinen Bauch gekommen sei und ich riß mich tapfer
zusammen und machte mich bereit, sie in alle Geheimnisse einzuweihen.
"Das hat der Papa da hineingetan", fing ich an - "und der Doktor holt es wieder raus", beendete
sie den Satz und ging spielen.
Alles klar...