19.11.1996
Einer von Michaelas liebsten Spielkameraden ist der Nachbarsjunge. Er ist "schon 4", geht in den
Kindergarten und kann im Stehen Pipi machen. Da der Knabe zwei ältere Brüder hat, spielt er zur Zeit
auch sehr gerne mit Michaela und sonnt sich in in ihrer grenzenlosen Bewunderung.
Ich liebe die Freundschaft der beiden Kinder, da sie mir einige Freizeit für den Computer, oder wenn
nötig, für den Haushalt verschafft. Dafür nehme ich auch seine Erklärungen in Kauf, wenn Michaela
plötzlich wie am Spieß brüllt, oder ich bei der abendlichen Waschzeremonie große, neue Beulen
entdecke. "Wir haben Doktor gespielt und sie hat sich an meinem Bett wehgetan" In einigen Jahren wird
er für den gleichen Spruche einen ziemlichen Ärger bekommen...
Eine Pfütze vor der Toilette erklärte er freundlich mit "Michaela wollte auch im Stehen Pipi machen"
und Michaela plichtete bei, ergänzte aber, "daß das nicht gut geht".
Letzte Woche kam Michaela nach hause und verkündete, daß sie nun "groß" sei - wie ihr kleiner Kumpel
Als wir sie ins
Bett brachten, bestand sie darauf, keinen Schnuller zu brauchen und ihre 3 Teddies wurden auch aus
dem Bett verbannt. Selbst die Lieblingspuppe Mimi mußte auf dem Sofa schlafen.
Nun, wir waren überrascht und legten Teddies und Schnuller zumindest in schnell erreichbare Nähe.
Ich setzte mich neben das Bettchen und fragte, welches Lied ich denn singen sollte.
"Mama, nein lalala, Ela jetzt ganz groß bin!"
Naja, ich verließ das Kinderzimmer und fühlte mich irgendwie überflüssig.
Eine halbe Stunde später war unser großes Kind wieder klein und verlangte weinend nach Schnuller,
Teddies und Mimi - und ich sollte "Schlaf Baby" singen. Ich versicherte eilig, daß die Teddies und Mimi
jetzt aber froh seien - und war selber froh. Also, ein wenig mehr Zeit kann sie sich schon lassen,
mit dem groß werden...