Umgang mit Promis
Was macht ein Durchschnittsmensch, wenn ihm ein Mitglied der deutschsprachigen Prominenz über
den Weg läuft?
Vor kurzem war in Kön der Bücherherbst und zufällig fand ich Zeit, so ganz ohne
Kinder von Stand zu Stand zu bummeln. Ich las mich in das eine oder andere Buch hinein, behielt
aber im Auge, daß ich eigentlich Schuhe kaufen sollte. Und Herbstklamotten.
Shoppen, sozusagen - und zwar nicht Bücher, sondern ein neues Outfit. Hatte ich jedenfalls
beschlossen, bevor ich in diese Halle voller Bücher geriet und dann auch noch eine wunderbare
Ausrede in Form eines Regengusses bekam, dort länger zu verweilen.
An einem Stand lag das neue Buch von Franziska Becker, Coole Zeiten - ISBN 3-932050-16-9
Ich blätterte ein wenig darin herum und grinste hin und wieder. An dem Stand saß eine
Frau, die sich gerade mit jemandem abstimmte, daß sie jetzt eine Pause machen würde, als
ein junger Mann etwas aufgeregt erschien, ein Buch erwarb und sie ihm ein Bildchen hinneinmalte.
Schnelldenkerin, die ich nun einmal bin, fragte ich
sind sie das? und wies vage auf das Buch.
hm, ja, sagte sie und ich meinte
cool!
Professionell, gell?
Ich ging einige Schritte weiter, bis der Wunsch, auch so ein Bild mit Signatur zu bekommen über
das Wissen, daß sie eigentlich eine Pause machen wollte, siegte. Und nun habe ich also ein
handsigniertes Buch mit einem "Hausfrauenportrait". Wenigstens war ich geistesgegenwärtig
genug, die Genehmigung einzuholen, dieses Bild auch auf meiner Homepage verwenden zu dürfen.
Und, es gelang mir später tatsächlich noch, größere Mengen Geld für
Herbstklamotten auszugeben. Wobei ich gestehen muß, daß ich mir das hätte sparen
können. Es war gar nicht so einfach, aber es ist mir durchaus gelungen, wieder exakt die
Klamotten zu kaufen, die ich auch in den letzten Jahren erworben habe.
Pullis in fröhlichem betongrau oder mitternachtsschwarz ...
Gestern waren wir dann mit den Kinderlein in einem Affenpark mit Kinderbelustigung. Zig Karussels,
die Leute vom Phantasialand würden einen Lachkrampf bekommen, aber ich mag den Park, eben weil
er etwas handgestrickt wirkt. Der Eintritt ist erträglich, dafür kostet fast jedes Gerät
1,- DM. Michaela hatte einen ungewöhnlichen Muttag und nichts konnte ihr hoch genug schaukeln.
In eine besonders magenfolternde Schaukel passten 4 Personen (mindestens ...) hinein und sie schaffte
es, gut 40 Minuten ununterbrochen mitzuschaukeln, ohne daß ich Geld loswurde.
die Kleine kann ruhig ...
Irgendwann packte ich mein Strickzeug aus. Eine kurze Stippvisite
bei
Ari hat meine alte Strickleidenschaft
wiederbelebt. Von Lang -
Surprise flauschig meliert in blau grün (hey, nicht grau schwarz!).
So stand ich gemütlich strickend in der Gegend herum, unterhielt mich mit einer anderen Mami,
der es auch noch nicht gelungen war, eine Schaukelrunde zu bezahlen, als mein neidvoller Blick auf
eine Frau in einem roten Kleid fiel. Eng, kurz mit Spaghettiträgern.
Moi trug einen figurumschmeichelnden Sack in blau-grün Tönen, der ausgezeichnet zu
meinem Strickzeug passte. Neben ihr ein Mann, der um bei ihrem Auftritt mithalten zu können,
seinen Pony auf
Ingo Appelt frisiert hatte - dachte ich. Als er näher kam, war klar,
daß er es sozusagen
himself war. Ich warf einen nachdenklichen Blick auf mein Strickzeug
und strickte entschlossen weiter. So!
Ich sollte dazu sagen, daß wir kurz zuvor B-trifft gesehen hatten. Eher gesagt hineingeknipst
hatten und dort ausgerechnet Ingo Appelt erzählte, mit welcher Freude er die Verklemmtheit
des Gutbürgerlichen entlarvt. Nun, Michaela saß weit weg (hoch oben) in dieser Schaukel,
sollte er doch kommen und mit Blick auf mein Strickzeug das eine oder andere
ficken von sich
geben ...
Tat er aber gar nicht. Irgendwo auch logisch, schliesslich war das jetzt Privatleben und was soll ich
sagen - es wirkte gutbürgerlich verklemmt. Genau wie wir, versuchte er eifrig eine Schaukelrunde
für seine Tochter zu bezahlen, scheiterte aber an mir, da ich strategisch günstiger stand
und die Mark schon seit diversen Runden griffbereit in Händen hielt.
Was mein Multitalent, im Stehen zu stricken und dabei Münzen festzuhalten, beweist ...
wenn ich jetzt noch ohne zu Erröten
ficken sagen könnte, wäre das sicher eine
eigene Show wert, oder?
Merkt man, daß ich keine hohe Meinung vom Fernsehen habe?
Wenn sie nicht gerade Columbo, Miss Marple, Raumschiff Enterprise oder die Picket Fences bringen,
schaue ich höchstens aus Notwehr. Eine gute Einstellung, denn in Kürze wird uns die
Telecom das Kabel abklemmen. Eine kleine, bereits entschiedene Machtprobe.
Wir haben unser Kabel brav angemeldet, können aber nicht bezahlen, da wir keine Rechnungen
bekommen. Oh, es kommen schon Rechnungen. Ganze Stapel, mittlerweise mit Drohungen und Mahngebühren.
Nur ignorieren sie leider unsere Bitte, uns diese Rechnungen auf unseren Namen zu schicken.
Wir geben dem armen Postboten die Briefe wieder mit und harren der Dinge die da kommen.
Vermutlich keine Rechnung auf unseren Namen ...
Glücklicherweise haben sie für Rückfragen eine Telefonnummer angegeben:
0800 330 1030
Leider ist dort immer besetzt - immer. Und auf Briefe, in denen wir unsere Kundennummer angeben und
um Zusendung einer Rechnung an unseren Namen bitten, reagieren sie nicht.
Na, und auf
Norbert reagiere ich nicht. Felix, Carola - kein Norbert. Ich schwöre,
wir haben nachgeschaut!
Ich bin die Meisterin im
beim Thema bleiben ...
Irgendwann pflückte ich mein Töchterlein von dieser Schaukel und wir gingen alle in so ein
Affengehege, wo ich mich unverzüglich auf eine Bank setzte und strickte. Bitte, es ist jeden
Tag mit einem Kälteinbruch zu rechnen, ich muß den Pulli fertig bekommen ...
Die Kinderlein bewunderten die Affen, als plötzlich Unruhe in die Menge kam. Schuld war eine
junge Frau, die hektisch einen Kugelschreiber verlangte und dann zu Ingo Appelt stürmte.
wer issn das? - ach, das ist doch der nach dem Raab, der immer Sex sagt - ne, nicht Sex -
ficken - ach so - ne, was die fürn Kleid trägt, würde ich ja nie anziehn
Ich auch nicht, dachte ich, schluckte und beschloss direkt morgen mit der nächsten Diät zu
beginnen. Der weibliche Appelt-Fan kam wieder zu uns zurück, zeigte ihr Autogramm herum,
suchte hektisch nach ihrem Handy und informierte Leute, daß sie Ingo Appelt im Affengehege
gefunden hätte, einfach so.
Ich wechselte die Farbe und versuchte nicht laut zu kichern.
wo willse so einen denn sonst finden, wa? sprach die gewichtige Dame, die niemals so ein rotes
Kleid mit Spaghettiträgern tragen würde.
Später auf der Toilette erfuhr ich Details aus seinem Privatleben.
der ist geschieden - ne, seine Mutter ist geschieden, er ist noch ledig - und die Frau? ist das sein
Kind? sieht aber nett aus - heißt Gerda, ne, warte, Greta - Greta? wieso nennt denn irgendwer
sein Kind Greta? - vielleicht hieß seine Mutter so? - oder ihre? - Gretas??? - Quatsch,
von der in dem roten Fummel
Zufällig hatte ich meine Digi-Cam dabei!
Ich habe darüber nachgedacht ... natürlich käme kein Mensch auf die Idee, mich im
Affenpark zu fotografieren, aber wenn - ich würde es nicht mögen.
Ausserdem - Multitalent hin oder her - stricken und fotografieren kann ich halt doch nicht ...