Schon in Köln erfuhr Michaela, daß sie einen Skikurs machen sollte. Ich war skeptisch.
Sie ist nicht in dem Sinne feige, aber doch besonnen und vorsichtig. So war es ihr sehr wichtig,
Inliner zu bekommen, aber sie nun auch zu benutzen, ist deutlich weniger wichtig. Ihre Kusine
erinnert sie wöchentlich daran, ihre Inliner beim nächsten Mal mitzubringen und ebenso
wöchentlich vergisst sie es, denn dort gibt es einfach zuviele Hügel und es
würde einfach zu deutlich, daß sie nicht die geringste Lust hat, diese mit
viel Schwunger herabzubrettern.
Als wir also am ersten Tag den Schlitten auf ein ungefährliches Hügelchen zogen und
sie nur bereit war, diesen Hügel mit Bremsen und nur auf Papas Schoß herabzufahren,
hakte ich den Ski-Kurs mental ab.
Voll mütterlicher Bosheit setzte ich Oliver auf den Schlitten und jagte ihn allein den
Hügel hinunter. Schau, selbst dein Bruder *blabla* viel kleiner als du *blabla*
Natürlich endete das mit Tränen. Halt, nein, die Tränen waren mehr so ein
Zwischenstopp. Voll Zorn und Rachegedanken jagte kurz darauf auch Michaela diesen Hügel
alleine hinunter. Vermutlich war ihr Plan, sich dabei schwer zu verletzen und mir die Schuld
zu geben, aber noch sitze ich am längeren Manipulationshebel und so ging mein Plan auf,
daß sie dabei feststellen würde, daß es Spaß macht.
Aber ok, die nette Tour war es von mir wirklich nicht.
Mit besten Vorsätzen begleitete ich sie am nächsten Tag also zur Ski-Schule. Wenn dir
das keinen Spaß macht, nehme ich dich gleich wieder mit und (hier unterdrückte ich
die Idee, lauter langweilige Sachen vorzuschlagen, gegen die sogar der eine oder andere Knochenbruch
lustiger erscheint) dann fahren wir ganz oft Schlitten!.
Uns näherte sich eine junge Frau mit Glitzerstein im Schneidezahn, die vergnügt und
unendlich motiviert auf meine Tochter einredete. Prompt klammerte sie sich an mein Hosenbein und
verschwand halb hinter mir. Wie heißt die Kleine denn?
Michaela
ach, MiCHaela!
weshalb redet die so komisch?, erscholl es hinter mir.
das ist schweizer-deutsch, erläuterte ich und hoffte, daß nun weder das CH, noch
der glitzernde Schneidezahn uncharmant kommentiert würden. Meine Sorge war umsonst, denn da
kam Tschandi, noch eine Ski-Lehrerin und die hat einen Ring in der Unterlippe.
Michaela brach das Eis, indem sie ihr erklärte, daß dies kein Name sei und der Ring
sehr komisch aussähe. Charme scheint bei uns in der Familie zu liegen...
Dennoch wurde ich von 2 Müttern eher neidisch gemustert, deren Kinder absolut nicht vorhatten,
sich aus der an Mamas Hose klammern-Phase zu lösen und dies dann auch noch tränenreich
unterstrichen. Tschandi hatte mittlerweile begonnen ein lustiges Lied mit den Kindern zu singen. Nun,
sie sang, streckte die Zunge heraus, wackelte mit dem Hintern und dem Kopf und um sie herum standen
6 Kinder, die sie missmutig musterten.
Ski-Lehrerin muß ein absoluter Traumjob sein. Zumindest war sie hartnäckig und
mittlerweile wackelt Michaela gelegentlich mit ihrem kleinen Hintern und summt etwas von einem
wackli Fürtli oder so. Bevor ich sie ihrem Schicksal überliess, fragte ich einmal
nach, was die Lehrerin denn gesagt hätte und sehr laut wiederholte Michaela:
Sch CH ürzi MiCHaela sch sch
Wie gesagt, die Sprachhindernisse wurden mittlerweile
gemeistert - man muß nur die ganzen sch weghören und die CH zu ch machen - oder
schauen, was die andern Kinder machen!