Vorletzter Kindergartenferientag. Also, nur noch heute und morgen und dann geht der Alltag wieder los!
Heute morgen sah es nach Regen aus - was mache ich mit mittlerweile 3 Kindern an einem Regentag?
Ich habe die Wahl, die beiden Grossen friedlich basteln zu lassen, Playmobillandschaften im Kinderzimmer
zu bauen und andere "Grossenspiele" anzufangen und dabei nun entweder Oliver nonstop zu beschäftigen,
damit er nicht ins Kinderzimmer geht.
Oder aber ich gebe den beiden Grossen 30 Minuten Vorsprung mit der Playmobilkiste, schraube den
Akku an die Videokamera, lasse Oliver los und drehe einen Dolumentarfilm, der Generationen von
kinderwunschwilligen Frauen umdenken lässt und die Menschheit ausrottet...
Gestern hatte ich dies in etwas praktiziert - Carola, die Übermutter...
Während die Grossen Bilder stempelten und dann diese Stempelbilder mühsam und ebenso
sorgsam ausmalten, mit Glitzer und Pailletten beklebten und was ihnen sonst noch so einfiel,
zog ich Oliver splitterfasernackt aus, holte die Fingermalfarben und Papier in den Garten und
hatte danach kaum 40 Minuten Arbeit, ihn wieder aus der abwaschbaren Farbe zu bröckeln.
Als die Damen dann in den Garten kamen, waren sie beleidigt, daß sie nicht mit Fingermalfarben
malen durften, daß alle Farben jetzt gleich aussahen und daß ich Oliver IMMER
bevorzuge. Kurz danach saßen alle drei mit einem Wassereis im Planschbecken, mit dem festen Auftrag
nicht zu ertrinken oder sich von einer Biene stechen zu lassen, während ich mir meinen Kaffee koche.
Es hat geklappt!
Den Kaffee stellte ich dann neben das Planschbecken, während ich drin saß, Madita vorlas und
Oliver auf den Füßen wippte...
Egal - heute morgen sah es nach Regen aus und meine geniale Tagesplanung, nachdem Felix sich feige
zur Arbeit abgesetzt hatte, war die:
Zu Ikea fahren, die Grossen in den Spielbereich sperren, Oliver in einen leihbaren Buggy klemmen und
dann in Ruhe ein neues Regal für die Garage kaufen.
Dann noch: Kaffee in der Cafeteria dort!
Die Realität war die, daß ich mich natürlich in der Abfahrt vertat.
Können die nicht endlich auf dem Autobahnschild den Vermerk "Ikea!" anbringen?
Ich muß auf dieser Autobahn nur eine einzige Station weit fahren, bin aber nicht in der Lage,
mir das zu merken.
Rodenkirchen, denke ich jedesmal, Rodenkirchen ist doch Quatsch! Das liegt doch beim Hahnenwald
Also fahre ich an Rodenkirchen vorbei und lese kurz darauf leise wimmernd was von Wesseling und Brühl.
Das allergemeinste ist ja, daß man normaler Weise einfach rechts abbiegt und dann wieder auf der
Gegenrichtung gen Köln zurück...
Hier aber nicht - hier müßte man links abbiegen. Auch hier fehlt das ganz spezielle Schild
für mich... Statt dessen landet man auf einer Schnellstrasse irgendwohin, ohne eine Möglichkeit
zu wenden.
Schittischittibängbäng fluche ich leise und Michaela erkennt sofort, daß
wir uns wieder verfahren haben, was ich aber leugne.
Sich zu verfahren ist schon eklig genug, aber der Spott einer Fünfjährigen kann mir da
gestohlen bleiben...
Bei Ikea steht eine elende Warteschalnge vor dem Spielbereich, durch die ich mich tapfer hindurchwarte.
Meine drei Kinder schrecken alle weiteren Eltern ab, denn Oliver sieht aus, als dürfte er in
den Ballpool, der den 3-7 jährigen vorbehalten ist.
Das sieht er auch so und zieht sich erwartungsfroh seine Schuhe aus. Weil es so lange dauert, zieht er
andere Schuhe an und verschuldet damit fast den Nervenzusammenbruch einer Mami, die gerade ihr Kind
abholt und seine Schuhe sucht. die sehen genauso aus, wie die von dem kleinen Jungen da!.
Etwas begriffstutzig, aber sehr hilfsbereit schaue ich mich kurz um und entdecke die Schuhe,
die genau wie die von Oliver aussehen. Die Frau muß blind sein, denn sie stehen oben auf einer Kiste
drauf! Als ich ihr die Schuhe geben will, erkenne ich aber, daß es tatsächlich Olivers sind
und Oliver Schuhe anhat, die ich im Leben noch nicht gesehen hatte.
Mein ausgesprochen verwirrter Gesichtsausdruck hat sie in sekundenschnelle versöhnt und kichernd
machen wir uns an den Schuhtausch.
Unterdessen hat sich meine Nichte überlegt, daß sie keine Lust auf den Spielbereich hat
und sie lieber mit mir Möbel gucken möchte. Michaela geht also alleine hinein, begleitet
von Olivers wütendem Protest, der sich erbost die Schuhe von den Füßen rupft und
damit auf meine Nase zielt. Eigentlich bin ich froh, daß er noch nicht sprechen kann...
Die Buggys sind natürlich alle unterwegs und so muß Oliver laufen. Hat Murphy
schon einmal etwas darüber gesagt, mit welcher Gesetzmässigkeit ein Zweijähriger
darauf reagiert, wenn er laufen soll?
Oder wenn man versucht, ihm eine Richtung vorzuschreiben?
Mein Wunschregal gibt es übrigens nicht mehr.
Nein, wir waren nicht vergeblich bei Ikea - ich habe 2 neue Mehrfachsteckerleisten gekauft und 12
quietschige Plastikschälchen. Wir haben alle Sessel und Sofa - besonders die aufgepusteten -
ausprobiert und Michaela hat ein wunderschönes Bild gemalt.
Klar, wenn da ein Klettergerüst steht, dessen Rutsche in ein Bassin mit einigen Tausend Bällen
führt, setzt sie sich an einen Tisch und malt ein Bild aus. Hat Murphy dazu mal etwas gesagt?
Ich sollte ihr bei Langeweile einmal vorschlagen, ein Bild zu malen...
Einen Vorteil hat es übrigens, wenn man alleine mit 3 Kindern loszieht - man sieht alles mit einer
Art heiteren Gelassenheit. Auf dem Weg zum Parkplatz kamen wir an 2 Grüppchen vorbei, die zur
Bewältigung ihrer Kinderschar Verstärkung dabei hatte. Die erste Konstellation war eine
mit einer Topffplanze, 2 Bilderrahmen und noch mehr Kram beladene Mami, die gerade diesen ich würde
dir ja den Hals umdrehen, wenn ich noch eine Hand frei hätte-Blick in die Richtung ihrer
(Schwieger???)mutter warf, die es total niedlich fand, wie ihr Enkelchen (so um die 2 Jahre...)
gerade wütend mit den Fäustchen auf die Strasse eindrosch, weil Mami es nicht auf den Arm
nehmen wollte.
Nimm sie bitte hoch, da kommen Autos!
Sie will nicht auf meinen Arm. Da siehst du, was du davon hast, sie immer so zu verwöhnen
da kommen Autos
komm her zu Omi, mein Prinzesschen! - sie kommt nicht!
Mami knallt die Topfpflanze auf den Boden, klemmt sich ihre Tochter unter den Arm, nimmt die Topfpflanze
und geht... Das hätte sie auch ohne Omi haben können...
Etwas weiter klingen mir die vertrauteren, ehelichen Töne entgegen.
kannst du nicht einmal, nur ein einziges Mal nachdenken, bevor du etwas tust?!
keift sie und er kontert geschickt wie soll man nachdenken, wenn du die ganze Zeit herumzeterst?
Wobei ich anmerken möchte, daß dies in meinen Augen der richtige Weg ist. Aktiver Stressabbau,
der den frühzeitigen Herzinfarkt vermeidet und statt auf dem Kind herumzuhacken, das gerade den
Wagen über die Bordsteinkante gekippt hat, wird der kräftemässig gleichwertige Partner
als Blitzableiter benutzt.
Nun, ich hatte niemanden dabei, aber auch nicht viel zu tragen.
Nur meine beiden Doppelstecker, die bunten Plastikschälchen, einen zappelnden Zweijährigen
und einige Jacken, ein buntbemaltes Bild und meine Handtasche.