Mein Leben auf Pump
Jede Jahreszeit hat so ihre Wonnen und Tücken. Quält man sich im Winter damit, widerspenstige Kinderarme,
-beine, -füße und -hände winterfest zu verpacken, nur um dann vom vermummten Bündel ein
ich muß mal Pippi, ganz schnell! zu ernten, so plagt man sich im Sommer damit, sie möglichst
dünn aber sonnenbrandgeschützt zu kleiden.
Im Winter ist man eifrig damit beschäftig, Dinge zusammenzustecken - Playmobil, Lego, Duplo, neue Möbel -
fast jeden Herbst
brauche ich ganz lebensnotwendig ein neues Regal und kaum einer hat sie so
schön günstig und
steckfreudig wie das schwedische Möbelhaus.
Im Sommer wird dafür gepumpt wie wild. Vorhin habe ich mir zu diesem Zweck eine niegelnagelneue
Pumpe gekauft. Nicht so ein albernes
Tritt-michFuzzilein, sondern eine, mit der ich sicher
bald wieder jugendlich straffe Oberarme und
pralles Decolltee bekomme, da man sie mit den
Armen bedient. Es ist ein ganz neues Pumpgefühl! Statt
pft, pft, pft ein sattes, füllendes
pfffffta, pfffffta, pffffta.
Heute habe ich mir das
aufgeblasene Mütterverdienstkreuz am rosa Band zusammengepumpt...
Meine Planung dazu war ein logistisches Meisterwerk!
Zuerst pumpte ich ein Kinderplanschbecken 80cm auf, füllte 2 Kannen lauwarmes Wasser ein und zog
Oliver splitterfasernackt aus. Dann wollte ich
mal eben die Aldi-Hüpfburg des Vorjahres
aufpumpen, während Oliver fröhlich planschte. Oliver stand aber leise wimmernd neben dem
Becken, kratzte sich nachdenklich am Bauch und brachte mir schlieslich wehklagend seine Windel und sein
T-Shirt. Dann
half er mir beim Pumpen, zwang mich mit Wehgeschrei ihm die Pumpe ganz zu überlassen,
pumpte eine Weile herum, bevor er dann sehr übel gelaunt davon stapfte und sehr absichtlich
einige orangene Blüten abrupfte. Klar, er war müde. Kleine Jungs, die morgens um 5 Uhr
hellwach sind und darauf bestehen, im elterlichen Bett ganz allerliebst Xylophon zu spielen, sind
dann gegen 11 Uhr einfach todmüde und wollen nicht planschen.
Solche kleinen Jungs schlafen dann von 11-16 Uhr und sammeln Kräfte für das nächste
Morgengrauen.
Der Survivaltipp am Rande: schlaft niemals, unter keinen Umständen auf dem Rücken ein,
wenn knapp zweijähriger Nachwuchs das Bett mit Euch teilt! Es gibt kein übleres Erwachen,
als eines, das durch ein frühmorgendliches
Hoppereiter in der Magengegend ausgelöst
wird! Die angemessene Halbschlafhaltung für Eltern ist eine zusammengerollte Seitenlage,
die Haare möglichst eng beim Kopf und die Arme schützend vor Bauch und Gesicht gelegt!
Danach habe ich die Hüpfburg dann ganz alleine aufpumpen können. Ich habe auch noch einen
Schwung Wäsche aufgehängt, um mein gesummtes
she works hard for her money noch etwas
länger und selbstmitleidiger auskosten zu können.
Dabei habe ich an Bruce Willis denken müssen, der um die Welt vor einem Kometen zu retten, sich
selbst mit in die Luft gejagt hat. Männer... Eine Mutter hätte das geschafft und danach
dann noch pünktlich ihre Kinder vom Kindergarten abgeholt und eine schmackhafte, vitaminreiche Mahlzeit
zubereitet...
Aber es ist auch nur ein Film - in Wirklichkeit hätte entweder tatsächlich eine Frau die
Erde gerettet, oder niemand. Das ist so sicher, wie daß Hüpfburgen und Planschbecken im Endeffekt eigentlich
auch immer von Frauen aufgepumpt werden. Ausser es steht eine motorbetriebene Pumpe zur Verfügung
und irgendein guter Kumpel ist zu Besuch, mit dem man über die Leistung des Motors fachsimpeln
kann. Evtl. dauert es länger, da die beiden bei einem Kasten Kölsch noch versuchen werden,
besagten Motor zu
tunen. Mütter, die aus Erlebnissen mit getunten Staubsaugern ihre
Lehre gezogen haben, sitzen derweil daneben und pusten mit rotem Kopf und brennender Lunge Luft
in irgendwelche Plastikgebilde.
Dabei sind Männer absolut gutwillig und erkennen das Aufpumpen grosser Gegenstände als
Männerarbeit an. Nur, leider finden sie die Pumpe halt nicht. Haben sie den halbherzigen
Versuch der wutschnaubenden Gattin abgewehrt, sie mit der mühelos gefundenen Pumpe zu erschlagen,
stellen sie fest, daß die kleine weiße Tülle fehlt und sie zeigen einem mit betroffenem
Gesichtsausdruck, daß man Ventil und Pumpe nicht miteinander verbinden kann.
RUMMS würde der Komet auf die Erde prallen...
Im September würden diese Männer dann zerknirscht zugeben, noch immer nicht an eine neue
Pumpe gedacht zu haben, zum Spielwarenhändler fahren, die Pumpe erneut vergessen, dafür aber
ein sagenhaft günstiges motorbetriebenes, ferngesteuertes Auto erstehen. Eine Pumpe lohnt sich
dieses Jahr eh nicht mehr...
Tja, sie ist schon aufgepumpt - aber ich bin vorbereitet.
Nächstes Jahr pumpt er!
Und sollte die kleine weiße Tülle der Pumpe wieder verschwinden macht das gar nichts - ich
habe noch eine Ersatztülle!
Wenn ich es recht bedenke, erstehe ich noch eine Ersatzpumpe und eine Ersatzhüpfburg...