Diesen Sonntag ist es wieder so weit.
Unzählige Blumensträusse werden überbracht oder via Fleurop geschickt. Pralinen werden in herzigen Muttertagssonderpackungen verschenkt. Ausserdem gibt es Kärtchen und Anrufe. Da freuen sie sich alle. Nicht die Mütter, die für den Quatsch dann auch noch dankbar sein sollen, sondern die Blumenhändler, die Post und der Einzelhandel. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mir graust jedes Jahr vor dem Tag! Was soll ich bitte sehr mit einem Muttertag, der nichts als Kommerz bedeutet? Was habe ich davon, wenn meine Kinder zum Basteln oder zum Kaufen von Geschenken genötigt werden? Und dann diese schauderhaften Muttertagsangebote in den Geschäften! Wer braucht denn dieses grauenhaft kitschige Zeugs? Alles in Herzform oder mit roten Herzchen drauf und am besten noch so ein Bild einer Mutter, welchem ich eh nicht entspreche. Diesen gütig bescheidenen Madonnenblick bekomme ich nur, wenn ich Durchfall habe! Mir ist nicht klar, weshalb wir Frauen diese dämlichen Traditionen nicht endlich kippen und unseren Muttertag so feiern, wie die Männer ihren Vatertag. Ich meine, ich feier ihn schon lange so. Schnöde lasse ich meine Familie an dem Tag im Stich und mache sozusagen mit anderen Müttern einen drauf. Gibt es etwas peinlicheres, als die Werbespots zum Thema? Mütter, die telefonisch rührend versuchen, ihre Kinder an den bevorstehenden Muttertag zu erinnern. Ich bin sehr gut in der Lage, mir selbst Blumen oder Pralinen zu kaufen und sehe nicht, weshalb die Tatsache, daß ich 2 Kinder auf die Welt gebracht habe, aus mir plötzlich so einen Almosenempfänger machen sollte. Im Kindergarten wird gerade wild gebastelt, was den Kleinen auch noch viel Spaß macht. Ich werde am Sonntag ein gebasteltes Wunderwerk von meiner Tochter bekommen. Wobei die Erwartungshaltung umgekehrt ist, als in der Werbung suggeriert wird. Sie freut sich darauf, daß sie mir dann etwas schenkt. Witzig fand ich, als sie mir dann gestern erzählte, daß sie dem Papa aber auch so eins macht, denn den hat sie doch auch lieb. Nachdenklich zeigte sie auf einige Bilder von ihr, die ich an die Türen geklebt habe Die habe ich dir auch alle gemacht meinte sie. Ist das dann immer Muttertag? Wie eine gewiefte Werbemami habe ich gelacht und geantwortet, daß mit ihr tatsächlich jeder Tag Muttertag sei. Ok, war natürlich übertrieben, trifft aber den Kern. Ein Tag mit erzwungenen Liebesbeweisen, kann mir gestohlen bleiben - mir sind spontane Geschenke lieber. Diese eigens für den Muttertag hergestellten Geschenke in den Geschäften haben etwas mit plötzlich zum Sommerschlußverkauf auftauchenden Grabbeltischen gemeinsam - sie sind billig (nicht etwa preiswert). Den Gedanken daß meine Kinder genötigt werden, mir irgendwas zu schenken (und sei es auch nur ein wenig Aufmerksamkeit), finde ich hochnotpeinlich. Das heißt nicht, daß ich mich nicht über Geschenke und Blumen freue, sondern daß. Das heißt noch nicht einmal, daß ich die Idee des Muttertags nicht mag. Eigentlich sollte am Muttertag die Leistung der Mütter von der Gesellschaft anerkannt werden. Spuren davon finden sich noch darin wieder, daß die Ehemänner meist auch ihren Frauen etwas zum Muttertag schenken. Insgesamt ist das mit der Anerkennung aber in Vergessenheit geraten. Man schenkt halt was, weil sich das so gehört und man die Mami natürlich liebhat ... Dass diese Anerkennung der mütterlichen Leistung in Vergessenheit gerät, ist abe auch ganz gut so, denn eigentlich sind wir doch auf dem Weg, besagte Leistung immer mehr zu teilen. Ich will nicht so tun, als wären wir auf diesem Weg schon besonders weit. Viele denken, wenn sie bei der Geburt dabei waren, sind sie tolle Väter und der Rest ist nun Frauensache. Aber wenn ich die Väter in meinem Bekanntenkreis so sehe - und natürlich den Vater meiner Kinder, dann sehe ich schon deutliche Fortschritte zu dem, was noch bei der Generation meiner Eltern als normal galt. Kinderwagen schiebende Väter, sind längst keine Lachnummer mehr, sondern normaler Alltag und stinkende Babies führen zu immer häufigeren Besuchen der Männer in Damentoiletten, wo zumeist die Wickelablagen stehen. (Männer, die die Damentoilette scheuen, führen ihrerseits dazu, daß immer mehr Wickelablagen in den Vorräumen landen...) Ich sage es mal so: dieser Kommerz-Muttertag ist out, megaout und kontraproduktiv Immer weniger Mütter lassen sich ihre berufliche Selbstverwirklichung mit einem Strauss Blumen abkaufen. Immer mehr Mütter trauen sich laut auszusprechen, daß Freiräume wichtig für Mütter und Kinder sind. Manchmal geht es etwas zu weit und schiesst über das Ziel, sich für eine Berufstätigkeit entscheiden zu können hinaus und endet mit kleinen Seitenhieben auf Frauen, die sich voll und ganz der Familienarbeit widmen (wollen). Was bedeutet Euch denn der Muttertag? Welche Vorschläge und Ideen habt Ihr?
Sonntag, alles ist wie immer:
Hallo Carola ! |