Die Magnolien blühen, die Schildkröten strecken ihre kleinen Dinogesichter wieder in die
Sonne und ich sitze mit Vorliebe in meinem Garten herum, wo ich eifrig sticke. Nein, ich habe kein R
vergessen, sondern war mit meiner Freundin Ari in Düsseldorf auf der Handarbeitsmesse.
Ari nutzt mich schamlos aus... Monatlich gibt es auf
ihrer Seite einen neuen Pulli, zu dem man sich
dann bei ihr das komplette Materialpaket zuschicken lassen kann. Allerdings habe ich meinen sturen
Schädel durchgesetzt und dafür gesorgt, daß ihre Seite für Strickerinnen künftig
richtig interessant werden, denn von Bouton D'Or und Lana Grossa bekamen wir die Erlaubnis auch
Anleitungen zu veröffentlichen.
Was mittlerweile so an Strickheften zu erhalten ist, kann man gelinde gesagt nur noch ein Trauerspiel
nennen und die Hefte der Wollhändler sind da deutlich besser.
Auf dem Weg zum Ausgang, blieben wir am Stand von Regina Arndt hängen. Sollte einer von Euch
ein Faible für Kreuzstich haben, wäre es kein Fehler, diesen Namen zu notieren. Ich habe
selten so schöne Motive und Ideen gesehen! Ari liess sich von meiner Begeisterung anstecken und
beschloss spontan, nun auch Stickpackungen in ihr Sortiment aufzunehmen.
Und nun sticke ich wie wild, damit sie Beispiele vorweisen kann, während sie Olivers Hasenpulli
im Akkord beendet.
Eigentlich ist es eine wunderschöne Zeit. Kaum hat man 3 Gartentage hinter sich, hat man sich
daran auch schon wieder gewöhnt. Was gibt es Behaglicheres, als mit der Zeitung und der Kaffeetasse
unter dem Apfelbaum zu sitzen, während Oliver das Telefon im Sandkasten vergräbt, die Vöglein
zwitschern und irgendjemand seine Terrasse mit einem Hochdruckreiniger reinigt.
Das Nachbarskind (ok, er ist fast ein Jugendlicher), reinigte begeistert auch noch die Gartenmöbel.
Fröhlich brüllte ich "ist es nicht herrlich, wie die Vöglein zwitschern???", woraufhin er
puterrot wurde und meinte, er sei eh gerade fertig.
Er ist noch ziemlich leicht zu beeindrucken (und das von einer Hausfrau mit der Kaffeetasse in der einen
und der Zeitung in der anderen Hand). Zum Beispiel hat diesen Nachbarn tatsächlich irgendjemand
10 wetterfeste Plastikeier in den Baum gehängt. Er fragte ausgerechnet mich, ob ich das war.
Also wirklich, meinte ich, kannst du dir ernsthaft vorstellen, daß eine gestandene
Hausfrau und Mutter, die die 30 vor nahezu 2 Jahren hinter sich liess, etwas derart Kindisches tun
würde?
Er verneinte tatsächlich und entschuldigte sich...
Oliver hatte Schmiere gestanden, als seine Mutter diese schändliche Tat begann...
An die Hochdruckreiniger werde ich mich wohl gewöhnen müssen - man kann sie bei den
Baumärkten ausleihen und sie üben einen unwiderstehlichen Reiz auf Männer aus. Wasser,
matschen, Werkzeug, Krach, Motor und Alibinutzwert - das sind die Dinge, auf die Männer wirklich
abfahren.
Die Gesprächsthemen derzeit sind dann auch das Wetter, Hochdruckreiniger und der Krieg. Nette
Zusammenstellung. Irgendwie sind wir wohl alle etwas ungeübt mit dem Thema. Daran, dass die Amerikaner
sich als Weltpolizei sehen und gelegentlich mit Gewalt irgendwelche Länder befrieden, haben
wir uns wohl schon gewöhnt, aber nun mischen wir also erstmals dabei mit.
Also macht man in seinen Gesprächen brav den Schlenker zum Krieg. Nur ist Serbien nicht gerade
das Land, von dem ich viel weiß und wer da nun wen mordet, ist auch nicht auf Anhieb zu
beantworten. So gibt es eine recht anschauliche Webseite, auf der Serben die Greueltaten an ihrem
Volk darstellen. Das Thema komplett zu ignorieren, erscheint aber auch falsch.
Ein Freund aus Hamburg meinte inbrünstig, der CIA sollte sich diesen Millowitsch doch einfach
greifen. Den Einwand, daß Millowitsch hier in Köln sehr beliebt ist, begriff er erst nicht,
bis ich ihm mit der fehlenden Silbe aushalf. Nicht, daß uns Willi in Verruf gerät...
Die meisten Fakten lassen sich herrlich aufbauschen, verdrehen, falsch interpretieren und missverstehen,
weshalb ich gar nicht erst versuchen werde, mir eine abschliessende Meinung zu bilden.
Das einzige, was mich wirklich berührt, ist das Schicksal all jener, die nicht mehr wissen,
wohin sie gehen können. Die ihre Heimat verlassen und sich über die Grenzen flüchten,
ohne viel mitnehmen zu können. Es ist ein Hohn, was für diese Menschen an Hilfmitteln
bereitgestellt wird, wenn man hört, was diese hoffentlich nicht vollkommen sinnlose Bomberei
kostet. Jedenfalls bin ich auf die DHST gestossen, die Hilfskonvois nach Bosnien und Albanien durchführt.
Wir haben unsere Garage aufgeräumt, Zettel in der Nachbarschaft verteilt und nun stapeln sich
bereits die ersten Kisten mit Kleidung, Nahrungsmitteln und Decken.
Ein Tropfen auf den heissen Stein, ich weiß, aber wie war das mit den vielen Tropfen, die zu
einem Meer werden?
Schaut Euch auf der Seite der DHST einmal um, vielleicht überzeugt Euch die Idee ja auch -
und wer im Raum Köln wohnt, kann seine
Sachspenden gerne hier abgeben.