Jahreszeiten des Verlangens |
Bettina Hesse: |
Jahreszeiten des Verlangens
Die Erotik der Worte Wenn von erotischen Geschichten die Rede ist, sind meist sexuelle oder angenehm pornographische Texte gemeint.Was aber eigentlich Erotik außer buchstäblichem Sex noch ist, bleibt hinter den heißen Begebenheiten oft verborgen. Die Kölner Autorin Bettina Hesse hat nicht weniger als sieben Anthologien mit erotischen Geschichten für den Rowohlt Verlag herausgegeben: sämtliche Varianten des erotischen Erzählens dürften ihr geläufig sein. Mit dem Band ihrer eigenen Erzählungen fügt sie nun, wie vor ihr nur wenige andere, dem Genre eine wichtige Nuance hinzu: wahrhaft erotische Literatur. Mit knappen Formulierungen erschafft sie ungewöhnliche sinnliche Sprachbilder. Ein melancholischer Unterton begleitet viele ihrer Geschichten. Sie sind präzise, aber selten explizit. Denn Sex ist nur eine Facette von Erotik, eine Facette neben dem Verlangen, Begehren, Sinnlichkeit und deren Wandlungen. Hesses Texte spielen oft in der Welt jenseits des Bettes. Auf Bauernhöfen. In Zügen. An der Schwelle von der Kindheit zum Erwachsensein. In Ehen, in denen Verlangen erlischt und neu und ganz anders wieder entfacht wird (in der Titelgeschichte "Jahreszeiten des Verlangens"). Mit bewundernswerter Sensibilät für das filigrane Geflecht, das wir Erotik nennen, trifft Bettina Hesse die Töne, die wir in anderen Geschichten, so heiß sie auch sein mögen, so oft vermissen. Der Phantasie und den sechs Sinnen näher, als die präzise Beleuchtung eines Koitus es je sein könnte. FAZIT: |