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Walter Satterthwait ist einer meiner Lieblingsautoren - und da ich zu meiner Verwunderung immer wieder feststellen muß, daß ihn kaum jemand kennt, fange ich einfach mal mit ihm an, was mehr Sinn machen dürfte, als wenn ich versuchen würde, Euch Douglas Adams vorzustellen ...
Walter Satterthwait schreibt mittlerweile an 3 Reihen und daneben noch pikante, kleine Romane.
In den 3 Krimi-Reihen geht es einmal um den richtigen Mann Joshua Croft und die bezaubernde Rita Mondragon - zum anderen um den sanft grössenwahnsinnigen Amerikaner Phil Beaumont und die spitzzüngige Britin Jane Turner.
In seinen Romanen und der Phil Beaumont-Reihe, flicht Herr Satterthwait gerne Persönlichkeiten aus der jeweiligen Epoche ein und so begegenen einem in Eskapaden zB Houdini, Arthur Conan Doyle und Madame Sosostris.
Neu sind Detectives James T. Fallon & Sophia Tregaskis, die in St. Anselm, Florida leben und arbeiten.
Nach oder während der Lektüre seiner Bücher gönne ich mir gerne das Vergnügen, ein wenig im Internet zu den erwähnten Personen zu recherchieren. Miss Lizzie zB scheint in den USA angesichts der ihr damals vorgeworfenen Greuel noch recht bekannt zu sein. Insgesamt mag ich seine Krimis und Romane, weil er einerseits spannend, andererseits aber in gleichen Teilen humorvoll, detailverliebt und bei männlichen Schriftstellern meist anziehend: schwermütig zu schreiben weiß. manchmal gibt es Bücher von ihm zum Schnäppchenpreis bei Ebay:
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die Bücher:
Detectives James T. Fallon & Sophia Tregaskis:
James T. Fallon und Sophia Tregaskis sind ein ungleiches Polizisten-Team in St. Anselm, Florida. James ist um die 50 und hat zuvor auf dem mörderischen Pflaster von New York als Polizist gearbeitet. Er ist daher reichlich abgeklärt, spielt gelegentlich mit dem Gedanken, vorzeitig in Rente zu gehen, da er sich ausgebrannt fühlt und birgt als Schwermutsdetail das Geheimnis, dass seine Frau sich wegen Depressionen umbrachte. Ansonsten neigt er wohl zu einem kleinen Alkoholproblem, kann aber sagenhafte Mengen Fett zu sich nehmen, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen.
Ganz anders Sophia Tregaskis, die aus einer griechischen Großfamilie stammt, die über ganz Florida verstreut ist. Sie muss eigentlich nur an Essen denken um zuzunehmen, was sie fuchst. Vor Beginn des ersten Krimis, hat sie in ihrer einjährigen Polizeitätigkeit erst einen einzigen Mord mit erlebt. Sie ist zwar jünger und unerfahrener als Fallon, hat aber Biss, eine Meinung und den Mut sie zu äussern (und den passenden Partner, der dies fördert).
ISBN: 344245025X
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Scherenschnitte. Walter Satterthwait
Von den Morden her, versucht sich Walter Satterthwait diesmal am Kaliber eines Thomas Harris. Will sagen, ein brutaler Serienmörder mit Hang zum Verstümmeln seiner Opfer schlägt zu, aber glücklicherweise nicht zu oft, denn was er seinen sehr korpulenten Opfern da antut, ist gar nicht appetitlich.
Die sehr übergewichtigen Frauen werden nämlich auf Idealmasse geschnitzt. Daher der deutsche Titel Scherenschnitte - im Original heißt das Buch Perfection.
Was ihn aber nun deutlich von anderen Serienkiller-Krimis unterscheidet ist, der immer durchscheinende Humor des Autoren und dass seine Detectives zwar durchaus so ihre Probleme haben (insbesondere mit dem Anblick der Leichen), mit dem eigenen Gewicht, ihren Lovern und und und, aber doch eine gewisse Lebensfreude in sich tragen und sich natürlich eine Romanze anbahnt. | Klappentext Als Detective James T. Fallon und seine junge Kollegin Sophia Tregaskis an den Schauplatz eines Verbrechens kommen, bietet sich ihnen ein schreckliches Bild: Der Mörder hat seinem Opfer, einer übergewichtigen jungen Frau, alles überflüssige Fett entfernt - und ihr im Tod eine perfekte Figut gegeben. Aber dieser Fall soll nicht der einzige seiner Art bleiben, denn die beiden Ermittler haben es offensichtlich mit einem Serienmörder zu tun. |
Phil Beaumont & Jane Turner:
Phil Beaumont ist ein amerikanischer Pinkerton Detektiv - attraktiv, von sich überzeugt und sehr männlich. Jane Turner, ihres Zeichens spitzzüngige Britin ist natürlich ein wenig in ihn verliebt, aber nicht zu sehr, um ihn nicht wunderschön in langen Briefen an ihre Freundin auf die Schippe zu nehmen. Die Reihe beginnt im Sommer 1921 in einem vornehmen Landhaus Englands - der zweite Teil spielt dann im Jahre 1923 in Paris und mittlerweile ist auch Jane Turner eine Pinkerton Detektivin geworden.
ISBN 342320284X
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Eskapaden. Walter Satterthwait
Wenn man sich in ein Buch verlieben kann, dann wäre dieser englische Landhauskrimi allererste Wahl.
In dem Buch gibt es all die kleinen Dinge, die Amerikaner an englischen Landhausgeschichten so lieben. Prüde Britinnen, die in Nachthemden durch lange Flure huschen und gelegentlich erröten, Gerede um Gespenster, kauzige Landherren, vornehme Gentlemen, Dienerschaft, eine in einem total verschlossenen, von aussen unmöglich zugänglichen Raum befindliche Leiche und ups, einen amerikanischen Pinkerton-Detektiv, Phil Beaumont mit liebenswert amerikanischem Grössenwahn, der davon überzeugt ist, daß er andere auch überzeugt. Ihn entlarvt Jane Turner, ihres Zeichens Zofe oder Gesellschafterin einer launischen Gräfin in wunderschön pointierten Briefen an ihre Freundin.
Weitere, gelungene Zutaten sind die liebevoll geschilderten Gastauftritte Houdinis, Sir Arthur Conan Doyles und Madame Sosostris', wobei es Phil Beaumonts Job ist, Houdini vor den mörderischen Absichten eines garstigen Zauber-Konkurrenten zu schützen.
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ISBN 3442444446
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Maskeraden. Walter Satterthwait
Das zweite Buch, in dem Jane Turner und Phil Beaumont ermitteln. Sie schreibt wieder ihre entzückenden
Briefe an eine Freundin, in denen sie so gar nicht bestätigt, was er ihr unterstellt.
Ermittelt wird dieses Mal in Paris im Jahre 1923 und hier läßt Walter Satterthwait die
beiden Pinkerton Detektive auf Gertrude Stein, Picasso, Ernest Hemingway und James Joyce treffen.
Evtl. wäre es sinnvoll erst Eskapaden zu lesen, weil sich in dem Buch Jane Turner und Phil Beaumont kennenlernen. Leider treffen Jane und Phil in diesem Roman nicht ganz so oft aufeinander, dafür ist die eigentliche Handlung etwas spannender - man kann halt nicht immer alles haben ...
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Joshua Croft & Rita Mondragon:
Die Krimis um Joshua Croft spielen in der Gegenwart in Santa Fe. Joshua Croft ist Privatdetektiv, Rita Mondragon die Witwe seines Chefs und somit seine Chefin. Beim Mordanschlag auf ihren Mann (dies findet vor Beginn der Serie statt) wurde Rita ebenfalls verletzt und ist zu Beginn der Reihe noch auf einen Rollstuhl angewiesen. Im Verlauf der Reihe gesundet sie immer mehr, bis zum Roman
ans Dunkel gewöhnt. Ritas Rolle ist die, mit ihrem Schicksal ungemein tapfer umzugehen, sich nicht unterkriegen zu lassen, atemberaubend bezaubernd und in gehörigen Massen unnahbar und kompliziert zu sein.
Joshua hingegen ist ein Mann. So ein richtiger halt. Der sich prügelt und dabei meist gewinnt, danach aber durchaus zerschlagen und mild deprimiert angesichts der Schlechtigkeit der Welt im allgemeinen und Einzelner im besonderen zu sein.
Er trinkt oft zuviel und kocht nie besonders nachahmungswürdig, ist auf beredte Art wortkarg und natürlich sehr prinzipientreu.
ISBN 3423084596
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Wand aus Glas. Walter Satterthwait
Rita sitzt mit knöchellangen Röcken
im Rollstuhl, während Joshua sich todesmutig prügelt und beschiessen lässt. Diesmal
macht er sich neben seinem Fall ein wenig über die Sado-Maso-Szene lustig, sucht eigentlich eine
gestohlene Halskette, klärt aber nebenbei einige Morde auf.
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ISBN 3423084596
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Mit den Toten in Frieden. Walter Satterthwait
Diesmal hatte Joshua es gar nicht auf einen Fall abgesehen, sondern war Angeln gefahren und dort in die Gelegenheit gekommen, einem alten Indianer unter Einsatz des eigenen Lebens das seinige zu retten. Eine Gelegenheit, der ein Joshua Croft natürlich nicht widerstehen kann. Zum Dank wird er mit der Aufgabe betraut, die sterblichen Überreste eines Navajo-Häuptlings zu finden, der allerdings schon vor über 10 Jahren starb.
Eine spannende Geschichte, in der Joshua auch noch hinreichend Gelegenheit bekommt, die Habsucht anderer zu verachten.
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ISBN 3251301101
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Eine Blume in der Wüste. Walter Satterthwait
Die anbetungswürdige
Rita in ihren knöchellangen Röcken lernt gerade wieder mühsam mit chromfunkelnder
Krücke zu laufen. Erst fürchtete ich, das Buch würde mich enttäuschen, aber
nach kurzer Zeit atmete ich erleichtert auf, als Joshua Croft sich nämlich über die
schönen, braungebrannten Bewohner LAs lustig macht - allesamt verkappte Schauspieler und
Drehbuchschreiber. Was deshalb nett ist, weil ich eine Freundin in LA habe, die natürlich
Drehbücher schreibt. Zwar nutzt er das Reisserthema Kindesmissbrauch, aber er wahrt
die nötige Distanz zur Peinlichkeit.
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ISBN 342320348X
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der Gehängte. Walter Satterthwait
Ich vermag nicht recht zu sagen, welcher Teufel mich ritt, einen Krimi zu kaufen, dessen Autoren
ich bisher nicht kannte und auf dessem Cover irgendwelche Kuhschädel abgebildet sind. Der
Klappentext kann es eigentlich auch nicht gewesen sein:
Quentin Bouvier, Magier und möglicherweise reinkarnierter Pharao, wird nach einer
Dinnerparty erhängt aufgefunden ...
Aber sagen wir es so - ich habe gerade ein weiteres Buch von ihm bestellt, denn der Gehängte
las sich sehr gut. Joshua Croft ein sehr männlicher Privatdetektiv ermittelt mit einer
guten Portion Skepsis in Esoterik Kreisen.
Von Karma und Schwingungen hält er etwa soviel wie ich ...
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ISBN 3423204117
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Ans Dunkel gewöhnt. Walter Satterthwait
Man sollte sicher nicht kichern, wenn jemand angeschossen wird und ins Koma fällt, oder?
Aber nachdem Rita in den letzten Romanen (nachdem sie angeschossen wurde) immer gesünder wurde,
nicht nur den Rollstuhl verliess, sondern auch ohne Stöcke laufen konnte, fragte ich mich
insgeheim, wie der Autor künftig mit der gesundeten, bildschönen Rita verfahren würde,
deren Reiz hauptsächlich im tapferen Ankämpfen gegen ihr Schicksal bestand.
Ich hatte Recht, eine gesunde Rita hat kein rechtes Profil, weshalb sie auf den ersten Seiten
des Buches halt angeschossen wird und erst zum Ende des Buches hin wieder erwacht.
Dazwischen obliegt es Joshua Croft, den Täter zu fangen und Ritas Schicksal zu rächen.
Den Mittelteil habe ich allerdings noch nicht gelesen.
Im Mittelteil befindet sich der von mir schon länger gesuchte Anfang von Joshua Croft
in der Detektei der anbetungswürdigen Rita und ihrem damaligen Ehemann. Diese Flash-Backs
sind allerdings wenig aufregend.
Von allen Joshua Croft Büchern das bisher schwächste - aber man kann gespannt sein,
ob und wie es weitergeht, denn sowohl die anbetungswürdige Rita, als auch der oberböse Martinez
überleben und Rita verspricht gleich zwei Dramen-Möglichkeiten. Einerseits ein tapferes Erdulden
der gesundheitlichen Folgen des Kopfschusses und zweitens hat sie, kaum aus dem Koma erwacht, begriffen,
daß sie nun eine Weile für sich leben muß, ohne Joshua ... *seufz*
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ISBN 3453198883
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Die sieben Todsünden. Neue Kriminalstorys.
Die letzte Geschichte im Buch ist von Walter Satterthwait und er lädt ein zu einem kurzen Besuch bei Joshua Croft.
Die bezaubernde Rita ist zwecks Sinnfindung in das Indianerreservat gezogen und so begegnet uns ein eher deprimierter (deprimierender?) Joshua, der einen deprimierenden Fall löst, Rita vermisst und die Stille nicht mehr recht genießt.
Ich hoffe, Walter holt ihn aus dieser Depression wieder heraus! |